Newcomer in der Kirche

Seit 2015 (und auch schon davor) sind in, mit und neben der WiF auch die Kirchen in Falkensee für Geflüchtete engagiert – und das nicht nur durch Kirchenasyle. Dazu gehören große Veranstaltungen, wie der Havelländischen Kirchentag 2016 zum Thema „Ich war ein Fremder und ihr habt mich aufgenommen“, die Begleitung und Integration von christlichen Geflüchteten in den Kirchengemeinden, langfristige Unterstützung von einzelnen Personen und Projekten, Hilfe bei der Familienzusammenführung und das tägliche Zusammenleben z.B. mit geflüchteten Kindern und Mitarbeiter*innen in der KITA. 2015 richtete die Kirchengemeinde Falkensee-Seegefeld ein gemeinsames Weihnachtsfest aus. Pfarrerin Gisela Dittmer berichtet darüber:

Wunderbares ist zu Weihnachten geschehen …

Kleidung, Kinderwagen, Bobbycars, Windeln, Taschentücher, Babynahrung und vieles mehr stand täglich vor meiner Pfarrhaustür. Viele fuhren direkt in die Agonhalle oder in die Kleiderkammer. Hortkinder füllten in der Adventszeit den Nikolaussack für Flüchtlingskinder. Seniorinnen backten Kekse, Konfirmanden und Konfirmandinnen sortierten 100 Geschenkkartons für die Weihnachtsfeier am Heiligabend. Eltern gaben Tee und Duschgel, Nüsse und Tassen mit. Am Heiligabend freuten wir uns über eine großzügige Brot- und Brötchenspende vom Biobäcker, Salate und Suppe, Obst und japanischen Nachtisch. Wir bekamen 1650 Euro von der Partnerschaft für Demokratie, gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, um bei den Gaben durch Kauf zu ergänzen, vier Dolmetscher für den Heiligabend einzuladen, Fahrtickets zu kaufen, einen Kleinbus anzumieten, Begrüßungsmaterialien zu bestellen. Im Dezember waren syrische Christen aus Homs in unsere Junge Gemeinde gekommen, um sich miteinander bekannt zu machen. Sie kochten Heiligabend für uns. 

Und dann kamen sie: aus Elstal und aus der Seegefelder Straße. Yussef vier Wochen alt, war unser  jüngster – Anny Öffner mit über achtzig Jahren unser ältester Gast. Für hundert Menschen waren die Tische gedeckt. Doch es kamen sehr viel mehr – richtig zählen konnten wir die Besucher nicht mehr. Zirka 30 Kinder spielten und bastelten mit Sigrun Vogel in den Räumen der Superintendentur. Im Saal… …eng gedrängt wurde applaudiert, als ich von Jesus, unserem Gastgeber, dem Propheten der Muslime und unserem Bruder sprach. Wir sangen Weihnachtslieder. Auf dem Gemeindehof erklang die Drehorgel, im Saal wurde auf engstem Raum getanzt. Als das Buffet eröffnet war, stürzten alle drauf, als würde das Essen nicht genügen; doch alle wurden satt. Unsere syrischen Köche waren ein wenig traurig über ihre stürmischen Leidensgenossen.

Ein pakistanischer Schneider schruppte unsere Küche wieder blank. Viele „unangemeldete Engel“ – Freiwillige von den Johannitern, Gemeindemitglieder, Geflüchtete halfen, dass unser Gemeindehaus noch erkennbar blieb. Um 21.30 Uhr sammelten wir uns in kleiner Schar in der Kirche – Muslime und Christen aus Berlin und Teheran, Falkensee und Aleppo. Wir beteten für den Frieden, für die verfolgten Muslime und Christen, für die Verschleppten und Gefolterten, für die Menschen im Krieg und auf der Flucht. Und als wir in Familie bei uns zuhause in der Küche saßen, meinten meine Kinder, dass das ein richtiges Weihnachtsfest gewesen sei, voller Freude, menschlicher Wärme und wichtiger Gespräche.