Podiumsdiskussion – Macht und Ohnmacht der Medien

Macht und Ohnmacht der Medien

Wer bestimmt die öffentliche Meinung? Welche Macht haben die Medien – und
wie gehen sie mit ihrer Verantwortung um? Um diese Fragen ging es bei einer
Podiumsdiskussion am 12. April im Begegnungszentrum B80, veranstaltet vom
Deutschen Journalistenverband Berlin (DJV) und der Landespressekonferenz.

Auf dem Podium saßen neben Bernd Lammel vom DJV und Benjamin Lassiwe von der
Lausitzer Rundschau als Vorsitzender der Landespressekonferenz Brandenburg,
Mario Bandi vom Deutschlandradio auch die Stadtverordneten-Vorsitzende Barbara Richstein
(CDU), Lokaljournalist Carsten Scheibe vom anzeigenfinanzierten Journal Falkensee aktuell
und Kathleen Kunath von der Initiative Willkommen in Falkensee.

Carsten Scheibe sagt über seine Arbeit: „Wir sind hier so etwas wie die BUNTE für Falkensee.“
Sein Konzept heißt Wohlfühljournalismus, der dabei sehr informativ ist. Konstruktiver Journalismus, der beleuchtet, was gut ist. Die Frage: “Geht das?” blieb offen.

In der Diskussion wurde deutlich, wie sich Sparzwänge in den Redaktionen auswirken.
Feste Angestellte werden gekündigt und durch freie Mitarbeiter ersetzt, Arbeit verdichtet sich.
Wo immer so etwas geschieht leidet die Qualität. Recherchen sind lückenhaft oder werden nur unzureichend durchgeführt.

Verknappung beim Faktor Zeit/ Geld ermöglicht keine vertiefenden Fragen. Hinzu kommt
besonders im Bereich Print-Medien der Platzmangel. Der journalistische Beitrag wird kurz gehalten oder fällt ganz weg, wenn ein Anzeigenkunde für sein Inserat Geld auf den Tisch legt.

Kathleen Kunath erinnerte daran, dass sich acht Millionen Menschen seit dem Jahr 2015 in
Willkommensinitiativen engagiert haben, um Geflüchteten Hilfe anzubieten – zehn Prozent der deutschen Bevölkerung. Sehr viele seien immer noch dabei.
Die Medien hätten aber recht bald ihr Augenmerk auf die viel kleinere, aber
sehr laute Gruppe derer gelenkt, die gegen die Aufnahme der Geflüchteten
protestierten. Klassische Medien, die für eine offene Gesellschaft
unverzichtbar sind, stehen unter Druck von Online-Netzwerken wie Facebook,
oft getrieben von der Konkurrenz um Klickzahlen und Einschaltquoten.
Schlagzeilen und vermeintliche Sensationen sind da oft wichtiger als
Hintergründe und Zusammenhänge.

Die Diskussion drehte sich unter anderem um die Frage, wie Lokaljournalismus
aussieht und aussehen sollte. In Falkensee, wo die regionale Tageszeitung
Märkische Allgemeine wenig präsent ist, haben Anzeigenblätter wie BraWo oder
Falkensee aktuell eine höhere Bedeutung. Falkensee-aktuell-Redakteur Carsten Scheibe
sieht in seiner Arbeit die Möglichkeit für einen konstruktiven Journalismus,
der vor allem das beleuchtet, was gut läuft.

Meinungsbildender Journalismus, eine Aufgabe der Medien, als sogenannter 4.Gewalt
im Staat bleibt ob der Sachzwänge oft auf der Strecke. Regionale Zeitungen sind reduziert
auf berichtenden Eventjournalismus, ohne sich mit den damit verbundenen Fragen auseinanderzusetzen,
Inhalte einzuordnen und in Zusammenhänge zu stellen, Fragen überhaupt erst aufzuwerfen oder kritisch nachzuhaken.

Journalistinnen sind auf konstruktive Rückmeldung bei Ihrer Arbeit angewiesen die wir als Zivilgesellschaft geben können: In Form von Leserbriefen oder per Abstimmung mit dem Geldbeutel.

 

Fotos: Simone Ahrend, sah-photo

 

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